Naher-Osten

Zur Begriffsbestimmung: Der Nahe-Osten, wird in den naher osten karteheutigen geopolitischen Diskussionen, als der geographische Bereich von Ägypten, über die Türkei (hauptsächlich Anatolien) und der arabischen Halbinsel (Saudi-Arabien, Jemen, Oman, Kuwait…), bis nach Israel und dem Iran angesehen. Warum dieser Begriff jedoch nicht objektiv sein kann und von vielen Politologen als „westlich-geprägt“ gilt, zeigt der türkische Gelehrte und türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu in seinem Buch: „Strategische Tiefe“ (Stratejik Derinlik).

„Der Begriff „Naher-Osten“china beinhaltet eine Weltanschauung und Subjektivität in sich, weil für einen Chinesen, sich das Territorium um den „Nahen-Osten“, von ihm aus betrachtet, nicht im Osten, sondern im Westen befindet“ (Davutoglu, S. 162).

Für Davutoglu, befindet sich der Nahe-Osten in der heutigen Balkan-Region und der heutzutage verwendete Begriff Naher-Osten, beschreibt seiner Meinung nach, den „Mittleren-Osten“ – und dies habe „geo-kulturelle Gründe“, da sich das osmanische Reich und die muslimische Glaubensrichtung dort festgesetzt haben und zum anderen weil die Balkanregion, als eine „Grenze“ zwischen dem Orient und dem Okzident angesehen werden kann. Für ihn hat es auch geopolitische und historische Motive, warum dieser Begriff die heutige Form angenommen hat: Weil damit der Einfluss des osmanischen Reiches auf dem Balkan komplett geleugnet wird. Aus einer neo-osmanischen Perspektive betrachtet hat er nicht unrecht. Ich hingegen werde den Begriff „Mittlerer-Osten“ nicht verwenden und den Begriff „Naher-Osten“, werde ich aus einer „westlich-geprägten“ Perspektive in meiner Arbeit einbeziehen. Ich wollte jedoch die Schwierigkeit der Begriffsbestimmung erwähnen. Allein dieser Begriff, zeigt schon die ungeheure Komplexität dieses Themas. Hier sind kulturelle, religiöse und geopolitische Interessen so verzweigt, verschwommen und mit eingebunden, dass es für einen Laien völlig unübersichtlich ist, wer welche Interessen verfolgt.

kulturelle vielfalt des islams
In Gelbgrün – bis Grün sehen wir die vier Grundschulen des sunnitischen Glaubens: Grün – Hanafiten; Dunkelgrün – Hanbaliten; Hellgrün – Malikiten; Gelb – Shafiiten; und die schiitischen Glaubensrichtungen: Rot – Jafardi; Rosa – Ismaili; Braun – Zaidi; Lila – andere Richtungen; Daneben gibt es noch die Ibaditen, Ahmaditen und Sufisten. Quelle: Arte.tv – Mit offenen Karten

Kultur: Man bezeichnet mit dem Nahen-Osten, ein hauptsächlich von der Wüste geprägtes Territorium, welches von Arabern (oder arabisierten Bevölkerungen), Persern, Türken und Kurden bewohnt wird. Diese Region umschlingt aber auch viele Minderheiten und eine religiöse Vielfalt mit ein, wie z.B. (Religionen): Christen, Aleviten, Juden und Drusen oder z.B. (Ethnien): Armenier, Berber und Tscherkessen. Aufgrund der Terrorjagd der USA, wird häufig Afghanistan auch in diesen Begriff mit hereingenommen.

Die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam entstanden im Gebiet des heutigen Nahen Ostens und beziehen sich auf Abraham als ihren gemeinsamen Stammvater. Diese Ethnien, Kulturen und Religionen weisen weiterhin regionale und lokale Besonderheiten auf. Bewohner von Städten und Dörfern, sesshafte Bauern oder nomadische Beduinen haben ihre besonderen, an ihre Umwelt angepassten Lebensweisen entwickelt und teils seit Jahrhunderten bewahrt. All dies macht den Nahen Osten zu einem bunten Mosaik unterschiedlicher religiöser und kultureller Lebensformen. Die altorientalischen Reiche der Sumerer, Ägypter, Babylonier, Assyrer, Hethiter und Perser formten die Region zu einem Kulturraum, der durch Handelsverbindungen wie die Seidenstraße oder das Mittelmeer, durch Wissens- und Technikaustausch und nicht zuletzt durch wechselseitige Beeinflussungen in Religion, Philosophie, Architektur und Kunst geprägt ist. – (Dr. Stephan Rosiny).

Wenn man über den Nahen-Osten spricht, muss man auch den Begriff Orient und Orientalismus erwähnen. „Der Orient ist nicht nur neben Europa; es ist auch der Ort der größten, reichsten und ältesten Kolonien Europas und somit die Quelle für dessen Sprache und Kultur. Darüber hinaus hat der Orient dazu beigetragen, Europa (oder den Westen) zu definieren.“ – so der US-palästinensische Nah-Ost Experte und Orientkenner, Edward W. Said in seinem Buch: Orientalism: Western Conceptions of the Orient (S.1). Seit dem Ersten Weltkrieg (Frankreich und Großbritannien und seit dem Zweiten Weltkrieg (USA) dominiert der „Westen“ den Orient (E.Said, S.4). Ob E. Saids Theorie Recht behält oder nicht, sie ist nennenswert: Aus der Tatsache, dass der Westen, die Herrschaft über den Orient behielt, entstand ein Gefühl von einer westlichen Überlegenheit, welche eine eurozentristische Sicht über den Orient widerspiegelte. Diese Weltanschauung, impliziert auch das Gefühl der moralischen und kulturellen Überlegenheit mit ein, mit welcher der Westen ständig, als „aufgeklärter“ Weltverbesserer den „mystischen, verträumten und aggressiven Islam“ bändigen und kultivieren müsse. War für diese „Überlegenheit“ nicht die Technik, welche aus dem Krieg geboren war, verantwortlich? (Prof. Edward Said – Kultur und Imperialismus. Einbildungskraft und Politik im Zeitalter der Macht). Waren für diese Faktoren jedoch nicht ökonomische Zielsetzungen ausschlaggebend, welche aber zugleich ganze Völker und Kontinente unterwarfen und versklavten?  „Der viktorianische Imperialismus führte gerne eine zivilisierende Mission im Munde, während Lenin eher von einem ökonomischen Determinismus sprach“ – Wirtschaftswissenschaftler Peter Jay, (S. 324). Aber war es nicht der ferne Osten, der die ersten Münzen, (Geld) in die Gesellschaft brachte? Waren es nicht die Araber, die von dem fernen Osten Wissen anhäuften und somit die Zahl Null und das Dezimalsystem nach Europa brachten? – (Jahr 830 schrieb Mohammad ibn Musa Al-Charismi, welches später ins lateinische übersetzt wurde: „Algoritmi de numero indorum“) – Peter Jay, S. 123 (Das Streben nach Wohlstand. Die Wirtschaftsgeschichte des Menschen)

Welche politisch-psychologischen Auswirkungen, der Irak-Krieg (angeführt von G.W. Bush), auf die gesamte arabische Kultur mit sich zog, werde ich noch im Laufe des Beitrags näher erklären. Bezüglich der Demokratie und dem arabischen Frühling, kann man beobachten, dass es eine Kombination beinhaltet, einerseits vom amerikanischen Druck (Demokratisierung) und andererseits von der innenpolitischen Unzufriedenheit (Aufstand gegen Diktatoren) der arabischen Bevölkerung. Doch nur wer die arabische Welt nicht kennt, kann meinen, das westliche Demokratiemodell lasse sich von heute auf morgen den arabischen Gesellschaften €“überstü€lpen“. Im Gegenteil: Die Mehrzahl der arabisch-muslimischen Länder erlebte seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen Prozess der Islamisierung der Lebenswelten, vor allem in den Städten. Die kulturelle Besonderheit und historische Ausnahmestellung der Umma (Gemeinschaft der Gläubigen)  bestimmt hier die Diskussion. Im Vordergrund steht nicht die Selbstentfaltung des Individuums, sondern die Vereinigung der „gleichen“, im Namen der Dienerschaft Allahs. (Studiengesellschaft f. Friedensforschung München). Die Nachfolgende Karte, zeigt die Staatsformen, in den Staaten vom Maghreb bis zum Nahen Osten (S.f.F. München, Nr 51):

arabische demokratieViele Staaten der arabisch.islamischen Welt, sind überwiegend „künstliche Gebilde“, ohne nationale Geschichte und Mythologie. Dies leitet auch schon das nächste Thema ein:

Geschichte: Der Kampf um Einflussgebiete in der islamischen Welt,kulturelle einflüsse begann schon um 1510, wie in der Karte zu sehen ist, zwischen den in Grün markierten osmanischen Reich und den in Orange markierten persischen Reich.

Das osmanische Reich übte von 1516 – 1919 fast 400 Jahre lang, einen politischen, militärischen, kulturellen und religiösen Einfluss auf dieses Gebiet aus. Aus geopolitischen Gründen und mit dem Mittelmacht-Bündnis, zerfiel das osmanische Reich an den Folgen des Ersten Weltkriegs.

Die übermächtigen Kolonialherrscher des Westens, verwandelten den Nahen-Osten, oftmals in ein Blutblad: In Algerien wurden mehrfach ganze Stämme, die sich in Höhlen geflüchtet hatten, »ausgeräuchert« (»Enfumades«). Der französische Oberst Lucien-François de Montagnac schrieb 1842 in einem Brief aus Algerien: »Um seine dunklen, depressiven Gedanken zu vertreiben, lasse er manchmal einfach »Köpfe abschneiden. Keine Artischockenköpfe, Menschenköpfe.« Auch der französische Schriftsteller Louis de Baudicour, schilderte die Schlächtereien in Algerien: »Hier schnitt ein Soldat aus Spaß einer Frau die Brust ab, dort nahm ein anderer ein Kind an den Beinen und zerschmetterte seinen Schädel an einer Mauer.« Victor Hugo berichtete von Soldaten, die sich gegenseitig Kinder zuwarfen, um sie mit der Spitze ihrer Bajonette aufzufangen.

Westlicher Kolonialismus: Den von Großbritannien kolonialisierten Irakern erging es nicht wesentlich besser. Winston Churchill warf ihnen 1920 wegen ihres Aufstands gegen die britische Unterdrückung »Undankbarkeit« vor. Er setzte chemische
Waffen ein – »mit ausgezeichneter moralischer Wirkung«, wie er anmerkte. »Bomber Harris«, der geistige Vater des »moral bombing«, der damit im Zweiten Weltkrieg Weltruhm erlangte, erklärte nach einem Luftangriff stolz:
»Die Araber und Kurden wissen jetzt, was eine richtige Bombardierung ist. In 45 Minuten fegen wir ein ganzes Dorf weg.«  In Libyen warfen die damaligen italienischen Kolonialisten Fässer mit Phosgen und Senfgas auf Aufständische und Zivilbevölkerung. Stammesführer wurden in Flugzeuge gepackt und aus schwindelnder Höhe abgeworfen. Über hunderttausend Zivilisten wurden in Wüstenlager deportiert, die Hälfte ging kläglich zugrunde. Libysche Mädchen wurden für die Kolonialtruppen als Sexsklavinnen gehalten. Die Spanier setzten während der Kabylenaufstände in Marokko ebenfalls chemische Waffen ein. Allein durch diese laut Vatikan »perversen« Strafmaßnahmen starben nach UNICEF-Angaben schon vor dem letzten Irakkrieg über 1,5 Millionen irakische Zivilisten, darunter rund 500 000 Kinder. Laut Madeleine Albright, der damaligen UN-Botschafterin der USA, war die Eindämmung Saddam Husseins den Tod einer halben Million Kinder wert (»we think the price is worth it«). – Jürgen Todenhöfer – (Feindbild Islam: Zehn Thesen gegen den Hass). Vgl. (Warum tötest du, Zaid?).

Das Großkapital (u.a. Nathan Rothschild) aus Frankreich und Großbritannien, war am Bau des Suezkanals (1869) beteiligt und wollte damit die Handelsrouten auf den Seeweg bis nach Indien kontrollieren. Die Araber bekamen nichts als Leere Versprechungen und gleich nach dem Ersten Weltkrieg, wurde anstatt eine souveräne arabische Nation zu bilden, der Nahe-Osten unter den westlichen Mächten aufgeteilt. In einem geheimen Briefwechsel von dem französischen Diplomaten Francois Georges-Picot und dem britischen Diplomaten Mark Sykes, wurde inhaltlich die Kolonialisierung des Nahen-Osten festgelegt (Sykes-Picot Abkommen). sykes picot agreemantSo wurde das Gebiet um das heutige Jordanien, Irak und Palästina von Großbritannien kontrolliert und das Gebiet um Syrien und Libanon wurde von Frankreich kontrolliert. Die Hussein-McMahon-Korrespondenz, worin die „westliche“ Zusage für eine arabische Unabhängigkeit bestätigt wurde, wurde durch die bolschewistische Aufdeckung des damaligen geheimen Briefwechsels (Sykes-Picot – Abkommen), als großer Betrug des Westens aufgedeckt. Dies sorgte für die erste große Aufstandsbewegung der arabischen Völker gegen die Kolonialpolitik des Westens.

Und mit der Balfour-Deklaration von 1917 (mit den Hauptprotagonisten: Arthur James Balfour und dem britischen Außenminister Lionel Walter Rothschild), wurde ein „westlicher Dolch“ in das arabische Herz geschlagen, zu Gunsten der Schaffung einer Heimstätte für Juden. (französischer Politologe und Historiker – Jean-Christophe Victor). Mit starker Mithilfe des Westens, wurde seit 1948, die Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat und der israelische Genozid an den Arabern vorangetrieben. Der Autor vom Buch: „Die ethnische Säuberung Palästinas“ und Geschichtsprofessor mit britisch-jüdischen Wurzeln, Ilan Pappe und der wohl berühmteste, noch lebende Gelehrte, US-Prof. Noam Chomsky, beschreiben die Lage Palästinas in ihrem Buch: „Gaza in Crisis: Reflections on Israel’s War Against the Palestinians“ folgendermaßen:

    • Israel mit der US-Unterstützung (seit 1949 mehr als $100 Mrd. – S. 55! allein 2009 – $2,55 Mrd.), haben die Palästinenser für ihre zwar demokratische aber „falsche Wahl“ bestraft (Wahlen 2006) – S. 6. Dies zeigt gleichzeitig das wahre Gesicht der US-Demokratisierung weltweit:  Die USA steht nur für Demokratie, wenn und nur wenn, diese Unterstützung mit den US-Außenpolitischen Zielen identisch ist! S. 5.
    • Der Fall des Islams, die Erstarkung des jüdischen Atom-Staates Israel, sind wichtige Eckpfeiler der US-Macht-Ambitionen im Erdöl-reichen Nahen-Osten. (S.25.) Die außenpolitischen Ziele der USA und Israels sind fast identisch: Syrien und der Iran werden als Terrorstaaten und als weltweite Gefahr dargestellt und bekämpft; der Irak, Afghanistan, Libanon, Libyen, Jordanien, Jemen und sogar der Iran wurden mit westliche Unterstützung mehrmals angegriffen (mit Sanktionen, Embargos und Kriegen). Nur Israel wird als atomare und regionale Macht im Nahen-Osten vom Westen anerkannt.
    • Israel kidnappte mehrere Zivilisten und brach somit gegen das internationale Gesetz – S.6.
      palästina
      Hier im grünen Bereich, wird die „Zurückdrängung“ der Araber markiert. Forscher und Historiker wie Ilan Pappe und Noam Chomsky sprechen sogar von einer ethnischen Säuberung. Quelle: Arte.tv

      Über die ethnische Säuberung von 1948, spricht man im „politisch-korrekten-Stil“ lieber nicht (vergl. S. 59). Nakbah gilt als das Sinnbild, für den heuchlerischen Westen und die aggressive Siedlungs- und Genozid-Politik Israels! Die systemische Verletzung des Menschen- und Völkerrechts und die Verletzungen der UN-Charta, sind Rekord-verdächtig im jungen Staat Israel: militärische Angriffe auf Fischerboote (S. 108); An den israelischen Embargos und Sperren GAZAverhungerten unzählige Frauen und Kinder, vor allem in der Krisenregion Gaza (S. 118-124); Verletzung von UN-Charta Art. 2(4) & 51; Geneva Convention IV Art. 49 (6); UN-Resolutionen 54, 111, 194, 233, 234, 250, 256, 262, 267, 270, 280, 285, 298, 313, 316, 468, 476…; Crime of Apartheid (1976) – wurde jedoch später zurückgenommen, usw. und usw.

    • Die wohl stärkste US-Lobby, die AIPAC (auch Israel-Lobby), hat nicht nur viele Millionen Dollar über den Atlantik nach Israel gespendet, sondern war auch einer der Hauptprotagonisten, für die Anti-Irakische Bewegung in den USA, lange bevor Saddam Hussein in Kuwait einmarschierte. (S.44.). Die US-bedingungslose Unterstützung Israels, hat natürlich geostrategische Hintergründe, ist aber gleichzeitig ein Spannungsträger im Auge der Araber und der Moslems.
    • Es gab schlussendlich vier Arabisch-Israelische Kriege und bis heute hat Syrien keinen Friedensvertrag mit Israel geschlossen. Kriege und Konflikte:
      • 1948 – Staatsgründung – nach der britischen Mandatsherrschaft, spürte man, dass die arabische Kultur, in Israel einen Fremdkörper sieht – Ägypten, Libanon, Irak, Syrien und Jordanien deklarierten Israel den Krieg;
      • 1956Suez-Krise – Als Gamal Abdel Nasser, den Suezkanal verstaatlichte, und somit gegen die westlichen Interessen agierte – griffen heimlich Israel, Frankreich und Großbritannien, Ägypten an und somit wurden die Erdöl-Interessen (Handelsrouten) aus westlicher Sicht gesichert; Eine Million Barrel Rohöl täglich, 30 Mio. Barrel pro Monat passieren den Hafen in Suez! Verheerende wirtschaftliche Folgen, hätte eine ägyptische „Verstaatlichung“ für Europa – und wäre heute noch schmerzhaft (Weltwirtschaftsinstitut Hamburg – Leon Leschus)

        sinai halbinsel- suezkanal und
        Suez-Kanal, Quelle: University of Vermont – http://www.uvm.edu
      • 1967 – Der „Sechstage-Krieg“, in dem Israel sein Staatsgebiet ausweitete um den Gazastreifen, Westjordanlands und den Golanhölen;
      • 1973 – der Jom Kippur-Krieg, welcher zur ersten Ölkrise führte, wurde hauptsächlich ausgetragen, weil die arabischen Länder, ihr Territorium zurückerobern wollten;
      • Seit 1978, marschierte Israel mehrmals in den Nachbarstaaten wie z.B. dem Libanon mit Gewalt ein! Auch der Iran sieht in Israel einen Hauptfeind! Die Entstehung der HAMAS-Bewegung (politische Partei), kann angesichts dieser Fakten, als eine natürliche Abwehr-Reaktion angesehen werden.

Weitere Quellen zur Lage der Menschen- und Bürgerrechte in Palästina können Sie hier lesen: Bericht der Untersuchungskommission der Vereinten Nationen über den Gaza-Konflikt (Goldstone Bericht): Menschenrechte in Palästina und anderen besetzten arabischen Gebieten

Ein weiteres Indiz, warum bis heute die arabische Welt, einen erbitterten Zorn gegen den Westen fühlt ist der Coup im Iran: 1953 stürzte die CIA, also die US-Regierung mit inkludiert, die erste demokratisch gewählte Regierung im Iran, aufgrund von geostrategischen Interessen. Danach folgten mehr als ein viertel Jahrhundert repressive Autorität mit kräftiger US-Unterstütztung. Hier zum Beitrag.

prozent shiiten und sunniten
In Gelb/Grün markiert ist der sunnitische Glaubensweg mit 87 – 90% zu sehen; in Orange markiert ist der schiitische Glaubensweg abgebildet mit ca. 10 – 13%. Quelle: Arte.tv

Religion und Ethnien: Die Gräben zwischen den Perser und Schiiten (Iran) und den Arabern und Sunniten (Irak), wurden aufgrund des Golfkrieges noch tiefer. Sowohl die Türkei, als ein Nachfolger des osmanischen Reiches, also auch Saudi-Arabien, mit Mekka und Medina (die heiligen Stätte und Wallfahrtsorte des Islams), als auch der Iran und die schiitische Glaubensrichtung, stellen alle samt eine regionale Macht dar und darüber hinaus stellen sie einen religiösen Wahrheitsanspruch dar und wollen in sich, die Symbolfigur des Islams sein.

Die USA unterstützten zwischen 1979 und 2001 die autoritären Regime im Nahen-Osten und gleichzeitig (wenn auch indirekt) die sunnitische-Religionsinterpretation des Islams im Irak und in Saudi-Arabien (Saddam Hussein und die Saud-Dynastie). Im Gegenzug ergatterte die USA, Handels- und Schürfrechte in deren Gebieten des Nahen-Ostens. (Jean-Victor Christopher – Mit offenen Karten). Dies führt uns auch schon zum nächsten Thema:

Wirtschaft und Ressourcen: saudi oil+Schon in den 1930er Jahren, haben amerikanische Mineralölkonzerne, Anteile an den irakischen Erdölfeldern (u.a. an dem Konsortium der Anglo-Iranian Oil Co.) und auch an den Saudi-Arabischen Ressourcenquellen (Saudi Aramco). Wichtig ist hier zu verstehen, wer am meisten vom Erdöl abhängig ist und wer am meisten davon produzieren kann. Die USA und die EU sind Konsumenten und können ihren Bedarf nur mittels Handel, oder mittels Gewaltenteignungen decken. Hierzu die Statistik:

erdöl 2 erdöl reserven

Geopolitik: Die UdSSR hatte um das Jahr 1979 einen großen Einfluss auf den Irak, auf Syrien und griff in Afghanistan ein. Die iranische Revolution, markierte auch ein Schlag gegen die US-israelischen Interessen, weil der Sieg des schiitischen Ayatollahs, ein Ende des westlichen Einflusses markierte. Um den russischen Einfluss in dieser Region zu vermindern, installierte die USA (Operation Zyklin/ Cyclone – Prof. David Edger) und der Westen (BND – Operation Sommerregen) eine Truppe von „Gotteskriegern“, auch Mudschaheddin genannt. Und noch mehr Einfluss gewann die USA, durch den Golfkrieg (1980-1988) zwischen dem Irak und dem Iran – wobei der „militärisch-industrielle Komplex“ an beide Seiten Waffen lieferte und reichlich Profit schlug! Hierzu ein Zitat des US-Gelehrten George Friedman: „Weil die USA als Imperium nicht andauernd in Eurasien intervenieren können … empfehle ich eine Technik, die von Präsident Ronald Reagan eingesetzt wurde gegen den Iran und Irak: Er unterstützte einfach beide Kriegsparteien!“ (nach dem Prinzip: Teile und Herrsche).

Die blinde US-Unterstütztung der autoritären und repressiven politischen Regime im Nahen-Osten (Saudi-Arabien, Golfstaaten und Irak – in den 1980er), führte zur politischen Destabilisierung dieser Region. Es führte zu innenpolitischen Unruhen und zu einem Hass gegen die US-Intervenierung, in der islamischen Welt. Der politische, wirtschaftliche und kulturelle Stillstand, war natürlich auch der Nährboden für den heutigen Islamismus! Die „zwei-Säulen-Politik“ rüstete den Iran, als auch Saudi-Arabien auf, doch nahm ihren absoluten Wendepunkt im Jahr 1979/80. Nur wenige Jahre darauf, war der Iran plötzlich einer der Hauptfeinde und als Schurken- und Terrorstaat deklariert worden. (Gary Sick – The Persian Gulf At the Millennium: Essays in Politics, Economy, Security, and Religion). Seit 1986 wurden unzählige US-Basen im Nahen-Osten gebaut, wie es die nachfolgende Grafik zeigt:

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Die Sterne markieren die US-Militärbasen im Nahen-Osten und in den heiligen Stätten des Islams. Quelle: antiwar.com

2001 verschärfte sich dieser Hass, gegen den Westen und vor allem gegen die USA, als der Westen (allen voran die USA) Afghanistan Angriff und nur Trümmer, Tote und politisches Chaos hinterließ. Auf einer Phantomjagd, gegen Al-Qaida und dem Saudi Osama Bin Laden, wurden unschuldige Zivilisten ermordet und die deklarierten Ziele wurden nicht erreicht. Die Legitimationsbasis basierte auf einem „inszenierten Terror“, im Gesicht des Unglücks 9/11. Seit 2001 wurde der Iran, förmlich umzingelt und fühlt sich, laut Journalisten wie Christoph Hörstel und Professoren wie Dr. Daniele Ganser, zurecht verfolgt. afghanistan

Die Legalität des Irak-Krieges von 2003, steht aus völkerrechtlicher Sicht, eindeutig fest: „die seit 2001 implementierte Sicherheitsstrategie NSS, soll als „vorbeugende Selbstverteidigung“ das Recht auf Präventivkriegsführung vorbehalten. Diese Jagd gegen „Schurkenstaaten“ und Terroristen sind neben der „containment– und deterrence„- Politik, eine Grundlage der Bush-Doktrin. Der Feldzug wurde ohne UN-Mandat ausgeführt und stand im Widerspruch der UN-Charta und zum geltenden Völkerrecht! Der Irak besaß weder Massenvernichtungswaffen, noch war der Irak eine Gefahr für die Sicherheit der USA. Auch wurde die Proportionalität der jeweiligen Stärke nicht in Betracht gezogen. In Summe: Die Rechtfertigung des Militärschlages nach Art. 51 der UN-Charta war nicht gegeben!“ – (Die Legalität des Irak-Krieges 2003 aus völkerrechtlicher Sicht, Joachim Baumann, Universität Innsbruck). Die große Nahost-Initiative zur Demokratisierung der Region (Greater Middle East – Initiative GMEI), hat zwar den „Wandel“ gebracht, aber weder die Demokratie, noch die politische Stabilität. Die Demokratie-Exporte der USA, führten wie es unzählige Beispiele zeigten, zum genauen Gegenteil, der von ihnen angegebenen Ziele.

Die Droneneinsätze, welche seit 2009 intensiv, die zivile Bevölkerung in Pakistan, Jemen, Afghanistan und in Somalia getötet und verunsichert hat, ist zurecht unter der Kategorie „weltweite größte Terrorismuskampagne einzuordnen“ – so der jüdische US-Prof. Noam Chomsky im Interview. Zwischen 423 – 965 zivile Tote wurden registriert, darunter 172-207 Kinder – so das Büro für investigativer Journalismus. Dies verschärft den Hass, gegen den übermächtigen westlichen Gegner, schafft Eltern-lose Kinder und Kinder-lose Eltern und ist ein weiterer Nährboden für den extremistischen Kampf.

hinrichtugn saudi
Reuters

Doppelmoral: Die USA steht seit der Entstehung der Saud-Dynastie, hinter dieser undemokratischen Führung. Aufgrund von Erdölinteressen und aufgrund von Rüstungslieferungen, sind beide Länder stark miteinander verknüpft. Auch Deutschland liefert: allein im ersten Halbjahr 2015 Waffen in Wert von $177 Mio. Doch dies steht im Spannungsfeld mit der US-Demokratisierung und mit den westlichen Werten?bush saudi king 3 images.duckduckgo.com Saudi-Arabien ist berühmt für öffentliche Hinrichtungen (meist von politischen Gegnern). Die Antwort: Der Großteil der G. W. Bush-Administration war direkt oder indirekt in der Erdölbranche involviert und beteiligt. Hier ein Überblick:

    • Vizepräsident Dick Cheney: war CEO vom Erdölkonzern Halliburton, welche mit dem Irak geschäftlich verbunden war.
    • Handelsminister Don Evans: war CEO vom Erdölkonzern Tom Brown und war im Board von TMBR/ Sharp Drilling.
    • Innenminister Gale Norton begann ihre Karriere über die Mountain States Legal Foundation, welche über Erdölkonzerne finanziert wird. Als ein Anwalt arbeitete sie für Brownstein, Hyatt & Farber und vertrat die Interessen der Delta Petroleum.
    • Nach der Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice wurde ein 130.000 Tonnen-Öl-Tanker benannt. Sie vertrat die Interessen von J.P. Morgan. (Moore, S. 2-26)

(Michael Moore – Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush)

Aber auch innerhalb der islamischen Glaubensrichtungen gibt es Spannungsfelder. Darüber hinaus spielen auf wichtige Ressourcen wie das Süßwasser eine erhebliche Rolle, im geostrategischen Kampf: Die Türkei (im süd-östlichen Teils) besitzt die Kontrolle über den Fluss namens Euphrat, welcher einerseits eine wichtige Energiequelle für die Türkei darstellt (siehe Abb. mit den markierten Staudämme) und andererseits wasser staudammist er ein wichtiger Faktor für die Bewässerung der syrischen Landwirtschaft (Landwirtschaft ist fast 25% des gesamten syrischen Außenhandels). Im Bild ist auch in Braun das Gebiet um Hatay (Sandschak Alexandrette) eingezeichnet, welches vor dem Ersten Weltkrieg eine osmanische Verwaltungseinheit war und danach von Frankreich verwaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg überließ Frankreich, dieses Territorium wieder der Türkei. Sowohl die Träume vom Groß-syrischen Reich, als die Ansprüche der Türkei, sind Faktoren für den Streit und die Spannungen zwischen diesen beiden Ländern, in Bezug auf dieses Gebiet. Darüber hinaus hat die Türkei ein militärisches Bündnis mit Israel abgeschlossen und das gemeinsame Feindbild ist seit mehr als 30 Jahren auch klar: der Assad-Clan und Syrien! Die Türkei gilt als Ausbildungslager für Kämpfer der „freien syrischen Armee“, (Quelle: PressTv – 3.Jan.2014) welche schlussendlich, viele Männer und auch US-Militärtechnik in die Hände der radikalen Islamisten (Al-Nusra bzw. Al-Qaida) übergab. Zur Rolle des Westens, inkl. der Türkei in der Entstehungsrolle des Islamischen Staates: klicke hier. Darüber hinaus ist die Kurdenfrage, ein Spannungsfeld zwischen Syrien und der Türkei. kruden in syrien turkeiDie Kurden stellen die größte Volksgruppe, weltweit dar, welche keinen eigenen Staat hat. Sie sind auf vier Länder, nämlich auf die Türkei (wo sich die meisten befinden), Syrien, dem Irak und auf dem Iran verteilt, wie es die obere Abbildung zeigt. Die Türkei führt seit Jahrzehnten einen erbitterten Kampf gegen die eigene Bevölkerung, nämlich gegen die Kurden. Abdullah Öcalan, der langjährige Führer der kurdischen Arbeiterpartei PKK, lebte lange Zeit im syrischen Exil, was zusätzlich für Spannung zwischen den beiden Ländern sorgte.

Literatur:

Joachim Baumann – Die Legalität des Irak-Krieges 2003 aus völkerrechtlicher Sicht, Grin, 2008.
Gary Sick – The United States in thePersian Golf – From Two Pillars to Dual Containment, in: David W. Lesch (Ed.), The Middle East and the United States, Boulder 1999, p. 277-293. (Security in the Persian Gulf: Origins, Obstacles, and the Search for Consensus)
Charles A. Kupchan – The Persian Guld and the West – The Dilemmas of Security, London 1987. (The Persian Gulf and the West (RLE Iran D) (Routledge Library Editions: Iran))
Noam Chomsky, Ilan Pappe – Gaza in Crisis: Reflections on Israel’s War Against the Palestinians, Penguin, 2010.
Ilan Pappe – The Ethnic Cleansing of Palestine, Oneworld, 2006.
George Lenczowski – American Presidents and the Middle East, Durham/London 1990.
Guido Steinberg – Der nahe und der ferne Feind: Die Netzwerke des islamistischen Terrorismus, München, 2005.
Ahmet Davutoglu – Strategische Tiefe, übers. aus dem türkischen ins bulgarische: Küre Yayinlari, Sofia, 2015.
Paul Rogers – The Global War on Terror and its Impact on the Conduct of War, in: George Kassimeris (Ed.), The Barbarization of Warfare, New York 2006. (Global Security and the War on Terror: Elite Power And The Illusion Of Control (Contemporary Security Studies) (Contemporary Security Studies (Paperback)))
Malise Ruthven – Islam, Oxford University Press, 2003. (Der Islam: Eine kurze Einführung (Reclams Universal-Bibliothek))
Malise Ruthven – Fundamentalism, Oxford Uni. Press, 2004. ([(Fundamentalism: A Very Short Introduction)] [Author: Malise Ruthven] published on (May, 2007))
George L. Perry, The War on Terrorism, the World Oil Market and the U.S. Economy, The Brookings Institution, Analysis Paper #7, October 24, 2001, online unter: http://www.brookings.edu/printme.wbs?page=/pagedefs/0e1ff3240a07ff3b7fffc0ba0a141465.xml.
David Edger – Operation Cyclone (1979 – 1989), The University of Oklahoma, 2012.
Daniele Ganser – Peak Oil and the Arab Awakening, DWS, March 2012.
Encyclopaedica Britannica – Husayn.McMahon correspondence, http://www.britannica.com.
Encyclopaedica Britannica – Sykes-Picot Agreement, http://www.britannica.com.
Jean-Christophe Victor – Mit offenen Karten, Der Nahe Osten als Einflussbereich, Arte.
Charter of the United Nations – http://www.un.org/en/charter-united-nations/index.html.
UN-Resolution 194: http://www.unrwa.org/content/resolution-194.
Prof. John Dugard – Crime of Apartheid, Department of Public Law, Leiden University, http://legal.un.org/avl/ha/cspca/cspca.html. (The Last Years of Apartheid: Civil Liberties in South Africa (South Africa Update Series)) (International Law: A South African Perspective)
Prof. John Mearsheimer and Stephan Walt – The Irael Lobby and US-Foreign Policy, Cambridge Forum. (Die Israel-Lobby: Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird)
George Friedman – Vortrag in der Plattform: The Chicago Council on Global Affairs.
Edward Said – Orientalism, Penguin Books, 1978. (Orientalismus (Fischer Wissenschaft))
Peter Jay – Das Streben nach Wohlstand, Albatros, 2006. (Das Streben nach Wohlstand. Die Wirtschaftsgeschichte des Menschen)
Michael Moore – Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush, 2002.
Stephan Rosiny – Kulturen und Religionen, Bundeszentrale für politische Bildung, 1.2.2013.
Jürgen Todenhöfer – Feindbild Islam: Zehn Thesen gegen den Hass, Bertelsman, 2011.
Jürgen Todenhöfer – Inside IS – 10 Tage im ‚Islamischen Staat‘, C. Bertelsmann, 2015.
Jürgen Todenhöfer – Warum tötest du, Zaid? Bertelsmann, 2008.
Studiengesellschaft f. Friedensforschung München – Die arabische Welt und der Westen, Nr. 51.

 

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