Compact ganz kompakt erklärt: Sexismus, Rassismus

Da mir über ein Facebook-Freund der Beitrag vom „rechtspopulistischen“ Compact Magazin geschickt wurde, musste ich sofort reagieren. Dabei musste ich feststellen, dass das Compact-Magazin von tausenden LeserInnen unhinterfragt akzeptiert und gelesen wird. Leider befinden sich unzählige Menschen gefangen in ihrer „Social-Media-Bubble“ und waschen sich selbst freiwillig das Gehirn. Pausenlos werden „Einzelfälle“ und einseitige Beiträge in gewissen Facebook-Gruppen „ge-lesen“, „ge-teilt“, „ge-liked“ und „ge-shared“. Wer nur Hass-Postings, einseitige Face-Gruppen und Sexisten folgt, darf sich aber nicht wundern wenn samt der Empathie auch die letzten Gehirnzellen absterben.

Im Zentrum der Kritik vom Jürgen Elsässer stehen zwei Begriffe: a) Multikulti und b) Porno-Cover. Die Banalität des gesamten Themas wird nur durch die leeren Worthülsen und schwachen Argumentationen des sexistischen und rassistischen Kommentars überschattet. Jürgen, der eine politische Metamorphose durchmachte und zum ersten Wesen vom „Schmetterling der linken“ zur „Raupe der Rechte“ mutierte, verfasste seine schwache Kritik unter „Ekel-Taz mit Multikulti-Porno-Cover„.

Ich zitiere: „Die Taz von Montag mit einem irren Titelbild: Über eine halbe Seite groß gezogen ein nackter schwarzer Hüne mit entsprechendem Gehänge und seine blonde weiße Tussi.“ – so Jürgen Elsässer im Compact Magazin. Zum einen beschimpft der vermeintliche „Patriot“ seine eigene „blonde Landsmännin“ und zum anderen entpuppt er sich als klassischer Sexist, da er im Bild ein Besitzverhältnis hinein interpretiert wo keines ist. Zudem ist die Betonung der Hautfarbe nicht relevant, beim kritisieren der Freikörperkultur (FKK). Nicht nur das dieser rassistische Beigeschmack nicht genügt, legt Jürgen eins drauf und stellt auch noch den Penis im Fokus!

Weiter argumentiert er: „Hallo, was wäre das für ein Aufschrei gewesen, wenn ein nackter weißer Hüne mit entsprechender Ausstattung und einer Thai-Gespielin am Strande von Papaya abgebildet gewesen wäre? Sexismus, Machismo, Ausnutzung eines Machtgefälles – die Empörungsmaschine wäre heiß gelaufen.

Eine strukturelle Ausbeutung, basierend auf eine alte Kolonialgeschichte und imperiale Gegenwart mit dem Verhältnis der emanzipierten Frauen einer „offenen Gesellschaft“ zu vergleichen ist nicht nur schwach argumentiert, sondern suggeriert auch noch ein gewisses Verständnis für den ausbeuterischen Sextourismus.

Auch der letzte Absatz verdient Aufmerksamkeit: „Wie werden sich die weißen Frauen, unsere Frauen, fühlen, die mit solchen Typen schon ihre bösen Erfahrungen machen mussten, wenn sie ein solches Porno-Propaganda-Titelbild sehen? Wie gefühllos muss eine Taz-Redaktion sein, die nach der Kölner Silversternacht, nach den massenhaften Vergewaltigungen im Wochentakt einen Typ mit seiner Angriffswaffe zu sehen ist?

Zum einen ist ein Schwarzer in einem Bild voller Menschen kein Zeichen für „Multikulti“ und zweitens waren die Täter in der Kölner Silvesternacht arabischer Herkunft. Warum stellt sich Jürgen nicht mal die Frage warum der Schwarze im Bild eigentlich ein Symbol darstellt? Ein Symbol eines nicht abgeschlossenen Prozesses der Dekolonialisierung und das soziale, wirtschaftliche und politische Erbe. Es geht um die Verdrängung der Versklavung und die Zelebrierung der „rassifizierten“ (gesellschaftliche Exklusionspraktik und ein Ausdruck einer hierarchischen sozialen Ordnung). – (Maisha Eggers, 2010).

Warum fragt sich niemand warum „Rechtspopulisten“ bzw. „Rechtskonservative“ ständig „UNSERE FRAUEN“ beschützen wollen, dabei aber selbst in der patriarchalen Unterdrückung aktiv mitspielen, bzw. sexistische Äußerungen von sich geben. Warum bildet Jürgen das einfache aber rassistische Framing: „Scharzer Hüne“ –  „Multikulti“„Kölner Silvesternacht“„Vergewaltiger“?

Mit solch ein Motto wirbt dieses Pseudo-Magazin: „„Mut zur Wahrheit“: COMPACT berichtet regelmäßig über Migrantengewalt gegen Frauen.“ Warum berichtet man nicht gegen die strukturelle Unterdrückung (Prekarisierung; Frauenarbeitslosigkeit; Wohlstandgefälle; unbezahlte Arbeit usw.). Warum wird nicht über die „weiße“, „europäische“ Gewalt gegen Frauen in Afrika und im Nahen-Osten berichtet?

Und PS: wer Freikörperkultur mit Porno verwechselt sollte lieber nach Saudi-Arabien migrieren. Die wahhabitischen Freunde der USA sind berühmt für strikte „Pornobegriffe“ und geregelte Kleider. Ich schrieb einen Beitrag über die „Hypersexualisierung unserer Gesellschaft“ und weiß genau wovon ich spreche.

Wenn solch ein „nonsense“ vom Redakteur und Besitzer dieser „alternativen Medienplattform“ geschrieben wurde, kann man sich schon ein Bild über die gesamte Online-Zeitschrift machen. Tiefer (tiefgründiger) geht es nicht mehr…

 

Verfasst von Josef Muehlbauer am 15.6.2017.

 

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