Neoliberalismus – Ökonomie über alles? Ohne Verlierer?

neoliberalsism
Henry A. Giroux in https://popularresistance.org

Das neoliberale Denken durchdrang wie ein Dogma die Wirtschaftslehre und veränderte unsere westliche Gesellschaft wie keine Ideologie zuvor. Nach dem Ende der „Systemkonkurrenz“ (also nach dem Fall der Sowjetunion), durchdrang sie fast alle Staaten der Welt, inklusive China und Russland. Während sie die Ökonomie, Politik, Gesellschaft und sogar das alltägliche Leben regelt, einordnet, voraussieht und bestimmt, wirkt sie unscheinbar, neutral, objektiv und präsentiert sich nicht als Ideologie. Im Rahmen der „liberalen (Markt)-Demokratie“ erscheint sie als „Dritter Weg“ (zwischen „Rechts und Links“), erscheint also sowohl „anti-kapitalistisch“, als auch „anti-kommunistisch“ und präsentiert sich somit als Ende der Geschichte (Francis Fukuyama – „Post-ideologische Weltanschauung). Der Neoliberalismus sieht sich im Rahmen der Wirtschaftslehre als eine Art „exakte Wissenschaft“, ähnlich wie Physik und Mathematik. Ob dem so ist? Selbst wenn es sich um eine exakte Wissenschaft handelt, wie bestimmt es unser Menschenbild? Welche Weltanschauung setzt diese Lehre voraus? Und ist der Neoliberalismus wirklich „antikapitalistisch“ und ein wertneutraler, ideologiefreier Begriff?

In diesem Beitrag versuche ich auf der theoretischen Grundlage vom französischen Soziologen Michel Foucault (Poststrukturalismus) und der österreichischen Ökononim und Philosophin Gabriele Michalitsch (Feministische Theorie) aufzuzeigen, dass der Neoliberalismus alle Lebensbereiche beeinflusst und dabei den „homo oeconomicus“ geschaffen hat. Was ist aber das Menschenbild des homo oeconomicus?

Der Mensch wird in dieser Wirtschaftstheorie als ein rationales, ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten denkenden und handelnden Wesens betrachtet, welches nur ökonomische Ziele und das Streben nach großtmöglichen Nutzen (Nutzenmaximierung) kennt. 40800791zOder um den „bürgerlichen“ Journalisten, Autor und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher zu zitieren:

Der Mensch ist „eine kleine Lustmaschine, dem es nur um die Durchsetzung der Konsumwünsche (Präferenzen) geht und dem Altruismus, wenn überhaupt, nur interessiert, sofern er indirekt dem eigenen Vorteil dient“ (Schirrmacher, 2013: 59).

frankenstein
Frankenstein aus einem der bedeutendsten britischen Romane von Mary Shelley, Quelle: Alison Flood, The Guardian vom 8.12.2015.

Etwas polemisch formuliert könnte man meinen der „homo oeconomicus“ ist ein Kind Frankensteins, mit scharfer entmenschlichter Rationalität, mit einem brutalem Ehrgeiz, mit einem egozentrischen und sozialdarwinistischen Verbesserungsdrang, mit einem unternehmerischen Vorausblick und einer disziplinierten Arbeitsethik, der sich selbst zu Gott macht (Vgl. Faust oder Prometheus). Ein patriarchaler Urrtraum vom männlichen Unternehmer (J. Schumpeter) und eine Dystopie für die meisten Frauen? Mit den Worten der Ökonomin Gabriele Michalitsch beende ich die Beschreibung des „ökonomischen Menschen“:

index
Prof. Gabriele Michalitsch, Die neoliberale Domestizierung des Subjekts: Von den Leidenschaften zum Kalkül, Campus, Wien, 2006.

Die neoklassische Wirtschaftstheorie hält seit über hundert Jahren an dem Modell des homo oeconomicus fest und folglich fordert der Neoliberalismus einen neuen Menschen: flexibel und individualisiert, kommunikativ und international, genoptimiert und zukunftsgläubig, unternehmerisch und konkurrenzorientiert, aktiv und maximierend. Nichts bestimmt ihn mehr als der ökonomische Erfolg“ (Michalitsch, 2006: 14).

Nachdem der Begriff homo oeconomicus definiert wurde, werde ich nun den geschichtlichen Rahmen und die wissenschaftliche Grundlage, als auch das Weltbild des Neoliberalismus beschreiben:

Neoliberalismus zielt auf die Herrschaft des totalen Marktes (Brendt, 2001), entpolitisiert dabei die Politik, erscheint als eine säkulare Religion (Karl Polanyi) und entpuppt sich als patriarchales Machtsystem. Dies hat mehrere Auswirkungen auf den Staat und den Menschen (insbesonders auf die Frauen): Die Entfesselung des Neoliberalismus „domestiziert den Menschen und seine Leidenschaften“ (Michalitsch, 2006), macht ihn zum „berechenbaren Tier“ (Nietzsche, 2016), weil aus den wissenschaftlichen Diskursen, welche unsere Realität schlussendlich formt (Foucault), der Terminus der Leidenschaft nahezu verschwunden ist. Diese Lebenseinstellung entstammt dem Wirtschaftsparadigma, das wiederum entstammt der Spieltheorie (Nash Equilibrium) des vielleicht genialsten und paranoidesten Kopf namens John Nash, den die meisten in dem oscarprämierten Film „A Beautiful Mind“ kennenlernten. Diese Spieltheorie wirkt normativ und produziert Egoisten, die das Leben als ein Pokerspiel betrachtet, in welchen man „Blufft“ (Täuschen) und seine Einsätze kalkulieren muss (Vgl. Humankapitaltheorie). Das ökonomische Kalkül gewährt den Leidenschaften, den Emotionen und Gefühlen keinen Raum mehr. All diese Eigenschaften werden oftmals als weibliche angesehen. Verschwindet die Frau vom Weltbild des Neoliberalismus? Rationalität als ökonomisches Prinzip und Egoismus als Grundlage zwischenmenschlicher Beziehungen?

hexenbulle1
„Innozenz VIII hatte 1484 in seiner Bulle „Summis desiderantes affektibus“ das weibliche Geschlecht als besonders verdächtig und gefährlich hingestellt. Quelle: niederschled.de

Diese durchaus dem „männlichen“ zugeschriebenen Eigenschaften und Begriffe (Rationalität, Unternehmertum, Vernunft, Emotionslosigkeit), werfen stets einen Schatten auf die Frau: Angefangen von der Hexenbulle des Papstes (15. Jhdt.) über den Hexenprozessen des 17. Jahrhunderts, bis hin zum Einkommensunterschied zwischen Männer und Frauen im 21. Jhdt., sehen wir die patriarchale Geschlechterhierarchie deutlich in jedem Jahrhundert im Bereich der Kirche (Religionen), der Politik (Frauenwahlrecht), der Ökonomie (Einkommensunterschied) und selbst in der Wissenschaft und Sprache. Diese patriarchale Machtstruktur manifestierte sich auch im Neoliberalismus und markiert einen historischen Höhepunkt: War es nicht die Wissenschaft, also die fundamentale Grundlage des Neoliberalismus, die den „Uterus“ mit dem nervösen Verhalten der Frau und ihrer Irrationalität verknüpfte? Sie somit jahrelang aus der Wissenschaft verbannte. War es nicht die wissenschaftliche Evolutionslehre die die niedrige Entwicklungsstufe der Frau festschrieb? (Schiebinger, 1989; Honegger, 1991). Die hierarchische Dichotomie von Geist, Kultur, Vernunft, Subjekt als männliche Begriffe und Körper, Natur, Gefühl, Objekt als weibliche Begriffe sind auch in der Ökonomie deutlich zu sehen: Die Frau bekommt statistisch deutlich weniger bezahlt, als der Mann und ein Teil ihrer Arbeit, nämlich die Hausarbeit wird von der Ökonomielehre gänzlich ignoriert. Die Textil- und Pflegebranche ist von einem sehr hohen Frauenanteil gekennzeichnet und markiert dank der Globalisierung (Verlagerung der Fabriken in Niedriglohnländer), den am meisten ausgebeutendsten Wirtschaftssektor (Verlagerung des Proleteriats in d. Dritte Welt). Da man ständig Arbeitskräfte und Wirtschaftswachstum voraussetzt braucht man ständig Nachwuchs: Im Haus als Kinder-produzierende Mutter wird die Frau erst zu einem anerkannten Subjekt. Sonst ist die Frau nur als Verkaufsschlager (sobald sie halbnackt posiert) und als Objekt und Zahl in der Wirtschaft zu betrachten. Dies liegt daran, dass nicht nur die Wirtschaftslehre oder die Staatslehre, sondern die Wissenschaft allgemein von „weißen, heterosexuellen, meist privilegierten Männer“ verfasst, beeinflusst, entwickelt und übertragen wurde. Werfen wir hierbei einen Blick in die Geschichte:

Zur Ideengeschichte des Neoliberalismus: Die Beschreibung beginne ich mit einem Zitat des deutschen Ökonomieprofessors Bernd Senf:

Beseelt vom Glauben an die ökonomische Vernunft der neuen Weltreligion folgen wir mit missionarischem Eifer der
neuen neoliberalen Heilslehre, der dominanten gesellschaftlichen Deutungs- und Ordnungskonzeption der Gegenwart. Im Mittelpunkt
des neoliberalen Konzepts steht die Annahme, dass der Markt der Politik (als Ausdruck kollektiver Interessen) überlegen sei.“ (Senf, 2002: 8).

invisible-hand-adam-smith
„Die Unsichtbare Hand“, eine liberale Theorie von Adam Smith in „The Wealth of Nations“ Bildquelle: The Atlantic Online

Neoliberalismus bezeichnet also ein polit-ökonomisches Gesellschaftsmodell in dem die Selbstregulierung des Marktes (also die unsichtbare Hand von Adam Smith) die Dominanz der Märkte markiert und den Staat lediglich als eine Rahmenbedingung für die freie Entfaltung der Marktkräfte ansieht (Schutz des Privateigentums und der vertraglichen Rechte). Der Begriff kam in die deutsche Sprache durch den deutschen Ökonom Alexander Rüstow ins Leben, der die freie Marktwirtschaft in Deutschland kritisierte und für eine soziale Marktwirtschaft plädierte. Zum einen gab es in Deutschland zur Zeit Rüstows (und auch davor) keine freie Marktwirtschaft in Deutschland (Hartwich, 2009: 6), also fußt seine Kritk auf eine Imagination, zum anderen widerpricht selbst ein „gerechter“ Staatseingriff der liberalen Tradition an sich (John Locke, David Hume und Adam Smith) und widerspricht darüber hinaus der Geschichte an sich. Dem ist so, weil Neoliberalismus ein ideologisch besetzer Begriff ist, der eine gerechte „soziale Marktwirtschaft“ propagiert, die auf eine „freie Marktwirtschaft“ im idealistischen Sinne des Ordoliberalismus (Freiburger Schule) fußt aber historisch nie existiert hat, sprich: Kartelle, Monopole, Oligarchien, semi-private Zentralbanken, Korruption und unzureichende Markttransparenz kennzeichneten stets das polit-ökonomische Bild. Davor waren es die absolutistischen Herrscher und widerrum davor war die Priesterklasse, diejenige Komponente die eine gerechte und freie Ökonomie verhinderte. Der Neoliberalismus fußt also auf Wunschdenken einiger liberaler Theoretiker und artet, wie es die Geschichte belegt, in den Marktfundamentalismus (Margaret Thatcher, Ronald Reagan) aus. Der große deutsche Philosoph Jürgen Habermas kritisiert hierbei das sozialdarwinistische Potential des Marktfundamentalismus (Assheuer, 2008). Der deutsch-jüdische Nobelpreisträger und Ökonom Joseph Stiglitz meint, dass der „Washington Consensus“ (Wirtschaftsprogramm des IWF und Weltbank) auf „marktfundamentalistischen Grundsätzen basiert“ (Stiglitz, 2002: 460ff). Dies beeinflusste Europa:

Nach dem Zweiten Weltkrieg, also um genau zu sein im Jahr 1947 begann der Kreuzzug gegen den marxistischen und keynesianischen Totalitarismus (Vasquez, 1977). Der IWF und u.a. der Marshall-Plan beeinflussten das wirtschaftliche Paradigma Europas zunehmend. In weiterer Folge wurde ein internationales Netzwerk aufgebaut von Stiftungen, Institutionen, Forschungszentren, WissenschaftlerInnen und SchriftstellerInnen, PR-LohnschreiberInnen (George, 1999), welche sich dem neoliberalen Denken widmeten.

nobelpreis_dpa_600
Ehrenpreis benannt nach dem schwedischen Erfinder des Dynamits Alfred Nobel. Bildquelle DPA.

Und der wissenschaftliche Durchbruch gelang mit einer Reihe von Nobelpreisen für Wirtschaftswissenschaften (eingeführt von der Schwedischen Reichsbank 1969) die fast ausschließlich neoliberale ÖkonomInnen ehrten: Samuelson 1970, Hicks und Arrow 1972, Hayek 1974, Friedman 1976, Becker 1992 usw. usw. Fazit:

Getragen von der Macht der Medien, selbst Wirtschaftsimperien, etablierte sich der neoliberale Konsens ohne Zustimmung“ (der Bevölkerung) – so die Analyse des MIT-Professors Noam Chomsky (2000: 54ff.).

wirtschaftswachstum-kuendigung
Wachstum, Wachstum, wann werden wir endlich „erwachsen“? Bildquelle: https://syndikalismus.wordpress.com/2010/06/20/der-wochenschauer-wirtschaftspolitische-betrachtungen-24/

Die „wissenschaftliche Grundannahme“ die sich als Credo jeglicher polit-wirtschaftlicher Diskussion entzieht und als „Selbstverständlichkeit“ im Raum steht ist u.a. das Wirtschaftswachstum. Wachstum wird hierbei als Lösung aller gesellschaftlicher Probleme angesehen und wird „mystifiziert“. Wirtschaft dient damit nicht länger der Bedürfnisbefriedigung des Menschen, sondern verwandelte sich zum Selbstzweck. Wachstum des Wachstum wegen. Geld des Geldes wegen (Zinseszinstheorie). Dies geht darüber hinaus auch noch einher mit dem Mythos, dass Wachstum auch gleich Fortschritt bedeutet. Indem der Wachstumsbegriff den Fortschrittsbegriff usurpiert hat, ohne hinterfragt zu werden, absorbiert die ökonomische Perspektive alle Lebensäußerungen, weil der Schein entsteht, dass die Forderung nach ökonomischer Begrenzung im Widespruch zur Dynamik des Menschen steht (sinvoller Daseinsvollzug liegt im wachsen, arbeiten, fortschreiten, voranbringen, sich selbst entwickeln…) – so die Beschreibung der neoliberalen Ideologie vom deutschen Philosophen und Politikwissenschaftler Peter Radt (2010: 12-46). Nun folgt eine kleine Zusammenfassung der sich selbst widersprechenden und der menschlichen Natur widersprechenden Merkmale des Neoliberalismus:

  • Wirtschaftswachstum steht im Zentrum der neoliberalen Wirtschaftslehre, weil es ein Eckpunkt des „magischen Vierecks“ und im deutschen Gesetz seit 1967 sogar verankert (StabG, § 1) ist. Diese („alternativlos erscheinende“) Doktrin führt schon der einfache Menschenverstand ad absurdum, da es ein „unendliches Wirtschaftswachstum“ auf einer endlichen Welt mit begrenzten Ressourcen nicht geben kann. Wirtschaftswachstum meint übrigens nicht zwingend „Wohlstand für alle“ sondern lediglich die Akkumulation des Kapitals (Radt, 2010: 117ff).
  • Egoismus des Einzelnen führt zum Wohlstand aller. Das eingangs erwähnte Menschenbild des homo oeconomicus, der nur ökonomische Ziele (Nutzenmaximierung, Rationalität…) verfolgt, soll angeblich als „Kolleteralschaden“ einen allgemeinen Wohlstand für alle mit sich bringen. Zum einen ist dieses pessimistische Weltbild des egoistischen und rational denkenden Menschen falsch, da sich Menchen oftmals von Gefühlen (Leidenschaften) und Altruismus leiten lassen. Zum anderen zeigt die zunehmend ungerechte Wohlstandsverteilung der heutigen Wirtschaft, dass sich Monopole und „Superreiche“ herauskristalisieren, die nicht nur die Demokratie aushebeln, sondern auch Armut und Ungerechtigkeit systematisch erzeugen (Steuer- und Kapitalflucht; Ausbeutung der Dritten Welt…). Das neoliberale System erzeugt also wenige Gewinner und viele VerliererInnen.
  • Die unsichtbare Hand vom Adam Smith, also der Mythos vom „sich selbst regulierenden Marktkräften“, entpuppte sich in der Vergangenheit stets als geballte und kriegerische Faust. Unzählige Ressourcenkriege wurden im Namen der Demokratie geführt, welche dem „militärisch-industriellen Komplex“ und transnationalen Konzernen zu gute kamen (Vgl. Ganser; Mills; Butler). Als 2008 die größten Geschäfts- und Privatbanken insolvent Pleite gingen, wurden die Verluste „sozialisiert“, während davor die Gewinne immer „privatisiert“ wurden. Im „Kasinokapitalismus“ (Hans Werner Sinn) ist dies nichts neues, wie es der deutsche Ökonom Sinn belegte, widerlegt jedoch die neoliberale These, dass ein staatliches Eingreifen negative Auswirkungen auf die Wirtschaft habe (Ludwig von Mises – Österreichische Schule). Die Monopole Apple, Amazon und Google zeigen deutlich, dass es keine sich selbst regulierenden Märkte geben kann, da es in unserer Wirtschaft auch nicht zu einem freien „Wettbewerb“ kommen kann. Oder hat Amazon als absoluter Marktführer im Buchhandel etwa eine Konkurrenz?
  • Ideologiefreie Ideologie? Neoliberalimsus und freie Marktwirtschaft als demokratisches Modell des „Dritten Weges“, also das Ende der Geschichte in der Post-Ideologischen Ära, ist schlichtweg nonsense: Neoliberalismus vertritt die These, dass die Ökonomie kein Menschenbild hat und auch keines braucht (Gubitzer 2007: 33), da der Mensch sowieso nur als Zahl im ökonomisch durchkalkulierten Algorithmus vorkommt. Wie ich im gesamten Beitrag jedoch zeigen konnte, setzt der Neoliberalismus ein patriarchales und pessimistisches Menschenbild voraus.
  • Geschlechterhierarchie: Der „For Profit Sektor“ wird von dem neoliberalen Denken, genauer vom „Schumpeters Unternehmer“ idealisiert. Dynamisch-energisch handelnde Typen, also Männer die die moderne Industrie geschaffen haben, „sind echte Führer, kraftvoll und ragen aus der Masse empor“ (Schumpeter zit. in Gubitzer, S. 38ff.). Schumpeters „Mann Attribute“ sind: „elitär, sozialdarwinistisch und sexistisch“ (Schöffmann, 2002: 23). Hingegen wie schon erwähnt wird die unbezahlte Arbeit im Haushalt, welche sterotypisch als Frauenarbeit angesehen wird, als unbezahlte Arbeit in der „Mainstream Ökonomie“ nicht mal berücksichtigt. 1,3 Mio. Dienstmädchen lebten 1895 unter feudalen Bedingungen im Hause ihrer Herrschaft (Rerrich, 2002: 16). Dies transformierte sich zur „heimlichen Dienerklasse“ – eine perfekte Lösung der patriarchalen Leistungsgesellschaft.
  • Unmenschliches Weltbild: Das neoliberale Menschenbild vom homo oeconomicus wird in den mathematischen Formel der Ökonomielehre nicht mit den menschlichen Faktoren „Unterstüztung, Pflege, Wertschätzung, Freundschaften, Kooperationen, soziale Resonanz“ beschrieben. Der Mensch als „Beziehungswesen“ verschindet? Die Menschlichkeit unseres Wirtschaftssystems erkennen wir am fehlenden Wohlfahrtsstaat, an den Pensionsleistungen, an den unterernährten Kinder der Welt und an den ausgebeuteten Frauen und Kinder weltweit.

Mit einem Appell, ausgesprochen von der deutschen Ökonomin Prof. Dr. Margrit Kennedy beende ich die (feministische) Kritik am Neoliberalismus:

„Wir brauchen dringend neue Geldsysteme, welche den Wachstumszwang und die Umverteilung von fleißig zu reich beenden.“ (Kennedy, 2013).

Informationen über den „authentischen Dritten Weg“, also der wahren anti-kommunistischen und anti-kapitalistischen Ideenlehre finden Sie hier.

Quellenangabe:
Gabriele Michalitsch, Die neoliberale Domestizierung des Subjekts: Von den Leidenschaften zum Kalkül, Campus, 2006.
Frank Schirrmacher, Ego – Das Spiel des Lebens, Karl Blessing Verlag, 2013.
Francis Fukuyama, The End of History and the last Man, Free Press, March 2006.
Michel Foucault, The Archaeology of Knowledge: And the Discourse on Language, Vintage, 1982.
Michel Foucault, The Order of Things: An Archaeology of the Human Sciences, Vintage, 1994.
Michel Foucault, Power (The Essential Works of Foucault, 1954-1984, Vol. 3), The New Press, 2001.
Mary Shelley, Frankenstein, Dover Publications, 1994.
Joseph Schumpeter, Geschichte der ökonomischen Analyse, Göttingen, 1965.
Joseph Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/ Basel, 1993.
Joseph Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, Berlin, 1987.
Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, Forgotten Books, Nov. 2016.
Ernst Berndt, Medical Care Output and Productivity (National Bureau of Economic Research Studies in Income and Wealth), April 2001.
Karl Polanyi, Ökonomie und Gesellschaft, Frankfurt am Main, 1979.
Karl Polanyi, The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, Frankfurt am Main, 1978.
Bernd Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise, München, 2002.
Adam Smith, The Wealth of Nations, Bantam Classics, 2003.
Adolfo Sanchez Vazquez, Art and Society: Essays in Marxist Aesthetics, The Merlin Press, 1977.
Susan George, Eine kurze Geschichte des Neo-Liberalismus. Zwanzig Jahre einer elitären Volkswirtschaftslehre und Chancen für einen Strukturwandel, Vortrag auf der Konferenz über die wirtschaftliche Souveränität in einer globalisierten Welt, Bangkok, http://www.geocities.com/CapitolHill/Embassy/8417/text.html.
Noam Chomsky, Profit over People. Neoliberalismus und globale Weltordnung, Hamburg/ Wien, 2000.
Peter Radt – Fetisch Wachstum: Philosophisch-ökonomische Anmerkungen zur Logik des Kapitalismus, ISP, Köln, 2010.
Londa Schiebinger, Schöne Geister. Frauen in den Anfängen der modernen Wissenschaft, Cambridge, 1989.
Claudia Honegger, Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib 1750 – 1850, Frankfurt/ New York, 1991.
Smedley Butler, War is a racket, The Antiwar Classic by America’s Most Decorated Soldier, Create Space, 2014.
C. Wright Mills, The Power Elit, Oxford University Press, 2000.
Daniele Ganser, Illegale Kriege, Orell Füssli Verlag, 2016.
Hans Werner Sinn, Kasinokapitalismus, Ullstein Taschenbuch Verlag, ISBN-10: 3548373038.
Bandhauer-Schöffinann, Irene (20(H): Defizite im Wissenskanon der business history. Zur Dekonstruktion
des Schumpetcrschen Unternehrncrbildes, in: Bosshart-Ptluger, Catherine Clal. (Hg.): Geschlecht und Wissen – Genre et savoir/ Gender ami Knowledge. Beiträge der
10. Schweizerischen Historikerinnentagung. Zürich 2001, Chronos Verlag.
Andrea Grisold, Luise Gubitzer, Reinhard Pirker, Das Menschenbild in der Ökonomie: Eine verschwiegende Voraussetzung, Löcker, Wien, 2007.
Oliver Marc Hartwich, Neoliberalism: The Genesis of a Political Swearword, The Centre for Independent Studies (CIS), Occasional Paper 114, 21. May 2009.
Joseph E. Stiglitz, Information and Change in the Paradigm in Economics. Zit. in: American Economic Review, Bd. 92, Nr. 3, Jun., 2002.

 

 

Verfasst von Josef Muehlbauer am 22. 1. 2017, aktualisiert am 24.1.2017 mit der kreativen Unterstützung von Prof. Gabriele Michalitsch und Mariele Friesacher (BA).

 

 

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.