Der Begriff der Inklusion

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Im Beitrag werde ich zu verstehen geben, warum ein Anhänger der basis-demokratischen, bzw. der radikal-demokratischen Systeme und ein Befürworter der solidarischen Ökonomie, (jenseits vom Liberalismus, Konservatismus, Rechtsextremismus und Kapitalismus) – den Diskurs mit allen Menschen verschiedenster ideologischer Ansichten bewusst pflegt. Oder leichter gesagt: Warum bin ich als bekennender „Anarcho-Feminist“ in Facebook-Gruppen wie: „Norbert Hofer unser Präsident“; „Putin-Anhänger“; „AfD-Sympatisanten“; „Team 69: Identitäre“; „Die Grünen“; „Die Linke“; usw. usw. Hierbei spielen mehrere Aspekte eine wichtige Rolle:

Die soziale Inklusion: (aus dem lateinischen „inclusio“ – Einschließung) – Jeder Mensch in seiner einzigartigen Individualität, sollte in einer radikalen Demokratie akzeptiert werden wie er ist und ihm muss die Möglichkeit gegeben sein am politischen Entscheidungsprozess teilzunehmen. Der Mensch mit seinen Wünschen, mit seinen Besonderheiten und Gedanken, darf nicht „gleich gemacht werden“ wie im Realsozialismus („Kommunismus“ der staatskapitalistischen Spielart) – dies endet unweigerlich in ständigen Staatsinterventionen und somit zu einer totalen Herrschaft. Auf der anderen Seite halte ich nichts vom „liberalen Konzept des Konsens“ – in dem der zwischenmenschliche Konflikt als störend angesehen wird. Konsens im Liberalismus meint im Grunde eine Unterminierung und Verschleiererung der antagonistischen, also konfliktuellen Natur des Menschen. Genau darin liegt die Aufgabe unserer Gesellschaft und der Demokratie: Sie muss ein dynamischen Prozess von Konflikt, Friede und Konsens und somit die Subjektivität des Menschen mitnehmen,… anstatt abzugrenzen.

Als Politikwissenschaftler und Philosoph versuche ich in den Weltanschauungen der anderen hinein zu blicken, um deren Motivationsgründe besser zu verstehen. Wie will man einen politischen Diskurs starten, wenn man die „Alltagswahrnehmung“ des Kontrahenten nicht kennt? Um zu verstehen warum die Konservativen bzw. „Rechten“ hasserfüllt gegen die Muslime „bashen“, muss man deren politischen Hintergrund und deren Wahrnehmung verstehen. Außerdem wie will man diese Menschen von einem anderen Standpunkt überzeugen, wenn man nicht mit ihnen in Kontakt tritt? Ich halte nichts von einer Dämonisierung, einer Abschottung und einer Isolierung von „Anders-Denkenden“. Jeder/ Jede muss im politischen Diskurs das Recht haben, seine Meinung, Gedanken, Ängste und Wünsche zu äußern. Nicht nur im Sinne des Rationalismus, wo das beste Argument gewinnen soll, sondern auch im Sinne der menschlichen Natur, die dichotomisch, dialektisch und antagonistisch ist, sollten wir die Gemeinsamkeit in der Verschiedenheit akzeptieren. Das heißt natürlich nicht sich jeder Meinung anzuschließen, oder seine eigene Weltanschauung zu verändern.

Zu meinen persönlichen Aspekten: Ich schreibe seit einiger Zeit ein Buch zum Thema Syrien und darin ist ein Kapitel „Islam-Bashing“ enthalten. Ich suche real existierende Beispiele in den sozialen Netzwerken einer hasserfüllten Wahrnehmung. Insofern ist es für mich persönlich von großer Bedeutung in „rechts-extremen“ Gruppen präsent zu sein.

Ich durchlief in meinem Leben viele verschiedene Entwicklungsphasen und habe insofern Verständnis für „rechte“, „linke“, „liberale“ usw. usw… Man kann nicht von einem Kind erwarten, dass es mit sechs Jahren schon Algebra kann, insofern muss man auch Verständnis zeigen, wenn gewisse Menschen unreflektierte Positionen einnehmen. Außerdem ist es stets subjektiv, was genau die richtige Position ist, da Menschen nicht mit „vollkommenen“ Wissen arbeiten. Insofern halte ich auch nichts von universelle Normen die angeblich frei von Ausgrenzung sind – weil genau in diesem Moment eine Art Überheblichkeit entsteht. Diese Überheblichkeit artikuliert sich in der privilegierten Einsicht (avantgardistisches Modell nach Celikates), dass im Zentrum des Problems das menschliche Bewusstsein ist, welches durch ein „erleuchtetes Wachrütteln“ seine Fehler und sein Reflexionsdefizit überwindet. Auch dies verneint den menschlichen Konflikt an sich, da es die subjektive Wahrnehmung bloß stellt und an dessen Stelle eine „objektive“ Wahrheit stellt (Epistemologisch). Aber herrschte in der Menschheitsgeschichte nicht ständig eine auserwählte und beleuchtete Klasse? Sahen wir die Expertenmeinung, die Wahrheit, die Erleuchteten nicht zu genüge in der roten sozialistischen Nomenklatur (Bürokratie), im NS-Regime vom Hitler und auch heute noch in der Brüsseler „Technokratie“? Es ist Zeit zum INKLUDIEREN!

Dialektik und Lernprozess: Erst im Streit und im Austausch der Meinungen entsteht eine Art Wissen. Menschen lernen durch das sprechen und insofern verbreite ich meine Thesen, Theorien und Beiträge in allen erdenklichen Foren, Plattformen und Facebook-Gruppen. Sowohl auf rationaler als auch auf emotionaler Ebene habe ich meine Weltanschauung schon gefunden (Anarcho-Feminismus). Ich suche daher das Gespräch mit andersdenkende Menschen, um Kritikpunkte an meiner Weltanschauung zu finden, um also meine Argumentationslinien zu schärfen. Des Weiteren kann vielleicht der ein oder andere „Nazi“, „Kommunist“ oder „Neoliberale“ von meinen Aufsätzen, Beiträgen und Kommentaren lernen und sich von meinen Blickwinkel überzeugen lassen. Menschen sind nun mal keine statische und fixierte Wesen, sondern unterliegen Veränderungen! Jeder kann von jedem dazulernen…

Mein Appell: Akzeptieren wir die menschliche Einzigartigkeit in der Verschiedenheit und versuchen diese konfliktreiche menschliche Natur nicht zu beseitigen, sondern im Diskurs zu integrieren. Ich stehe zum agonistisch-pluralistischen Konzept der radikalen Demokratie (Chantal Mouffe).

 

Eine Dementi von Josef Muehlbauer auf den Wunsch mehrerer Facebook-Freunde, vom 14.03.2017